Was bedeutet Barrierefreiheit?
Der Begriff bezeichnet die Möglichkeit für alle Menschen, Gebäude betreten zu können, sich im öffentlichen Raum oder mit verschiedenen Verkehrsmitteln frei bewegen zu können, aber auch Dienstleistungen und Freizeitangebote ohne fremde Hilfe in Anspruch nehmen zu können.
Was hat Barrierefreiheit mit Engagement zu tun?
In Freiburg sind 10 % der Bevölkerung von einer Behinderung betroffen. Unter diesen 10 % gibt es viele Menschen, die sich zu verschiedenen Themen engagieren wollen (und es bereits tun). Das vorhandene Angebot ist jedoch selten so gestaltet, dass ihre Teilnahme oder Teilgabe* möglich ist. Konkret bedeutet dies, dass ihre Stimmen, die Herausforderungen, vor denen sie stehen, und die Ressourcen, die sie mitbringen, in der Zivilgesellschaft zu selten zu finden sind.
Unterschied zwischen Teilnahme und Teilgabe
* Um den Unterschied zwischen Teilnahme und Teilgabe zu verstehen, kann das folgende Beispiel helfen: Bei einer Konferenz sind alle Personen, die den Vortrag besuchen, Teilnehmer:innen. Die Personen, die den Vortrag halten (eventuell auf der Bühne), sind Teilgeber:innen. Dieses Konzept ermöglicht es, zwischen dem passiven Aspekt der Teilnahme (gewissermaßen dem „Konsum“ einer Veranstaltung) und der aktiven Teilnahme (dem (Mit-) Gestalten einer Veranstaltung) zu unterscheiden. Dieser Unterschied wurde von Raúl Aguayo-Krauthausen bei einer Podiumsdiskussion in Freiburg erwähnt. Raúl Aguayo-Krauthausen ist ein Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit.
Was kannst du tun, um die Barrieren für die Beteiligung an deiner Gruppe und der von euch organisierten Veranstaltungen zu verringern?
Unten findest du eine Reihe von Links, die dir helfen, Barrieren zu erkennen und abzubauen. Dieser Prozess kann einschüchternd sein, weil es an Erfahrung mangelt. Oft steht die Freiwilligenarbeit bereits zu sehr unter Druck und es mangelt an Zeit und Ressourcen. Drei Tipps sind deswegen hilfreich, wenn man damit beginnt:
- Barrieren entstehen im Vorfeld, während und nach einer Veranstaltung oder einem Treffen. Sie können unter anderem digital, organisatorisch oder räumlich bedingt sein.
- Barrieren erkennen und benennen zu können, erhöht die Teilnahmechancen vieler Menschen bereits erheblich.
- Wir sprechen hier von einem Prozess: Es ist besser, in kleinen, stetigen Schritten und „Baustellen“ voranzugehen, als alles auf einmal erledigen zu wollen und dann wegen Entmutigung und Überforderung aufzuhören.
Tools
- „Hilfe bei der Planung von barrierearmeren Veranstaltungen„: Die Liste zu Barriereabbau wurde von der unabhängigen Freiburger Queer Disability Community zusammengestellt.
- „Piktogramme für Barrierefreiheit bei Veranstaltungen„: Für die Besucher:innen ist es wichtig zu wissen, was sie erwartet und ob sie teilhaben können. Die Piktogramme helfen, die angebotene Barrierefreiheit sofort zu erkennen. Die Website der Stadt Freiburg bietet eine Übersicht über gängige Piktogramme.
- „Barrierefreie Kommunikation bei Veranstaltungen„: Leitfaden und Checkliste auch in leichter Sprache. Diese sind im Rahmen eines Innovationsprojekts an der Hochschule der Medien Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg entstanden.
- Um barrierearme (Veranstaltungs)räume zu finden, sind diese Links hilfreich:
- Engagement Wegweiser Freiburg: Räume und Material
- Wheelmap: rollstuhlgerechte Orte (hier könnt ihr eure Orte ergänzen)
- Räume mit induktiven Höranlagen in Freiburg und Umgebung
Betreffen Barrieren nur Menschen mit Behinderungen?
Nein. Im weiteren Sinne umfasst Barrierefreiheit auch die Barrieren, die sich einer Person in den Weg stellen können, die nicht aus dem Land stammt, in dem sie sich befindet, oder aus der sozialen Klasse, die in einer bestimmten Gruppe oder einem bestimmten sozialen Umfeld überwiegend vertreten ist.
So kann die verwendete Sprache oft eine Barriere sein, sowohl für Nicht-Muttersprachler:innen als auch für Menschen aus verschiedenen Bildungsschichten. Der Einsatz von Simultanübersetzungen oder einfacher Sprache kann bei der Inklusion helfen.
Einfache Sprache vs. Leichte Sprache
Hinweis: Einfache Sprache ist von leichter Sprache zu unterscheiden. Leichte Sprache folgt sehr spezifischen Regeln und muss von einer zertifizierten Person verfasst oder zumindest überprüft werden. In Freiburg sind Workshops zu einfacher Sprache manchmal organisiert. Fair Text ist ein KI Übersetzungswerkzeug, das sich ebenfalls in der Entwicklung befindet. Es sollte bald mit reduzierten Preisen für gemeinnützige Organisationen verfügbar sein. (Stand: Februar 2025)
Auch Verhaltensgewohnheiten von einer kulturellen oder sozialen Gruppe zur anderen können Barrieren darstellen. Um diese Barrieren zu überwinden, kann es hilfreich sein, zu lernen, die eigenen Gewohnheiten zu erkennen und sie in Beziehung zu anderen zu setzen. Fortbildungen in interkultureller Kompetenz ermöglichen diese Arbeit. Sich darüber zu informieren, wie Diskriminierung entsteht und wie man ihr begegnen kann, ist ebenfalls entscheidend für eine bessere Inklusion.
Weitere Barrieren entstehen durch die materiellen, finanziellen und familiären Bedingungen, in denen sich eine Person befindet. So sind zum Beispiel viele Frauen mit (kleinen) Kindern nicht in der Lage, an Sitzungen oder Veranstaltungen außerhalb der Kita-/ Kindergarten-/ Schulzeiten teilzunehmen, es sei denn, es wird eine Kinderbetreuung organisiert.
Muss man immer für alle zugänglich sein?
Es kommt darauf an, was du tun willst und mit wem du es tun willst. Es ist völlig in Ordnung, sich bei Angebote auf bestimmte Zielgruppen zu konzentrieren. Es ist jedoch wichtig, realistisch und ehrlich mit sich selbst und anderen zu sein.
Das Konzept der Barrierefreiheit betont die Verantwortung jedes Einzelnen für Barrieren und deren Abbau. Wenn es Barrieren gibt, dann deshalb, weil Menschen sich dafür entscheiden, an bestimmten Orten auf eine bestimmte Art und Weise etwas zu organisieren. Es liegt nicht daran, dass andere Menschen eine Behinderung haben, andere Sprachgewohnheiten oder andere materielle und finanzielle Einschränkungen.