Am 4. April 2023 sind im Forum Weingarten Menschen aus Umwelt- und Mieterbewegung zusammengekommen und diskutierten zur Vereinbarkeit von ökologischem und bezahlbarem Wohnraum. Der bewegungsübergreifende Austausch soll künftig weitergeführt werden und möglicherweise in einer gemeinsamen Stellungnahme münden.
Menschen vernetzen, Bündnisse schmieden, Austausch zu aktuellen Wandel- und Engagementthemen – Das ist das Vernetzungstreffen 4netzen, das regelmäßig von mehreren Freiburger Organisationen (derzeit sind das Haus des Engagements, Treffpunkt Freiburg, Eine Welt Forum Freiburg, StadtWandler und FAIRburg) veranstaltet wird. Seit diesem Jahr wandert das 4netzen an verschiedene Orte der Stadt. Am 4. April fand die Veranstaltung im Forum Weingarten zum Thema „Klimaneutral und preisgünstig wohnen – geht das? Umweltbewegung und Mieterbewegung im Gespräch“ statt. Warum hat man sich für ein wanderndes Format entschieden? Weil möglichst viele Stadtteile und gesellschaftliche Milieus mitgedacht und eingeladen werden sollen.
Alle sind sich einig: So kann es nicht weitergehen.
Es diskutierten Dr. Günter Rausch vom Mietenbündnis und Ralf Schmidt vom NABU Freiburg mit weiteren 20 Teilnehmenden darüber, ob ökologisches und soziales Wohnen vereinbar sind. Es ist gelungen, Teilnehmende aus unterschiedlichen Engagement-Kontexten zu gewinnen. Mit dabei Vertretende aus dem Bereich soziales Wohnen (z.B. Mietshäuser Syndikat und Mietenbündnis), Engagierte aus Gewerkschaften, Umweltaktive (z.B. NABU und ECOtrinova) und andere.
Die Diskussion war von vielen Gemeinsamkeiten geprägt. Das begann bereits damit, dass Ralf Schmidt als erster Redner einen Schwerpunkt auf die Notwendigkeit von bezahlbarem Wohnraum ausführte und Günter Rausch ihm im Anschluss in allen Punkten zustimmte und seinerseits noch ökologische Notwendigkeiten hinzufügte. Alle sind sich einig: Es braucht mehr sozialen Wohnraum in Freiburg, und die Wohnraumpolitik muss zukunftsfähig sein. (Absatz)
Hier einige Fragen, die in der Diskussion aufgeworfen wurden:
- Was braucht es jenseits des freien Marktes an politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen, um bezahlbaren Wohnraum für alle zu ermöglichen?
- Wie können wir Wohnfläche gerechter verteilen, um Flächenverbrauch zu reduzieren?
- Ortsnah leben und arbeiten – Wie ist der zunehmenden Verstädterung zu begegnen? Welche Potentiale können wir im ländlichen Raum heben?
- Ökologisch umbauen statt abreisen – Wie kann das gehen?
- Ist es überhaupt noch möglich, dass in Dietenbach mit aktuellen preislichen Entwicklungen sozialer Wohnraum entstehen kann?
- Günstige Mieten in Wien durch soziale Wohnraumpolitik. Was kann Freiburg von Wien lernen?
- Braucht es nicht auch dringend eine neue Grundhaltung in der Bevölkerung und ein neues Wohn-Anspruchsdenken? D.h. konkret: Wären Sie selbst bereit, Ihre bisherige Wohnfläche zu reduzieren und auf maximal der Fläche eines Tiny-Hauses zu leben oder ein paar Zimmer Ihrer 5-Zimmer-Wohnung unterzuvermieten bzw. neue Wohngemeinschaften zu gründen?
Gute Ideen und Lösungen, die genannt wurden:
- „Kleiner Wohnen Besser Wohnen“ – Kampagne der Energieagentur Regio Freiburg, um Menschen dabei zu helfen ihren Wohnraum zu verkleinern.
- „Wohnen für Hilfe“ – Programm des Studierendenwerks, um Studierende mit Vermieter/innen zu vermitteln, die Unterstützung im Haushalt suchen.
Wirkungsimpuls des 4netzens: Mieter- und Umweltbewegung Hand in Hand
Angesichts des drängenden Mangels an sozialem Wohnraum soll der Austausch zwischen Mieter- und Umweltbewegung fortgesetzt werden. Die Idee ist, eine gemeinsame Stellungnahme zu verfassen, um Kräfte zu bündeln und politischen Druck aufzubauen.
Wer sich für das Anschlusstreffen interessiert und nicht beim 4netzen dabei war, kann sich an info[ät]stadtwandler.org wenden.