Referent: Prof. Dr. Georg Müller-Christ, Universität Bremen
Moderation: Franz-Albert Heimer (Treffpunkt Freiburg), Jonas Bauschert (EWF), Rosa Bumm (HdE)
Protokoll: Doro Szaktilla (HdE)
Vorstellung des 4Netzen-Formats:
4netzen ist ein regelmäßiges Austauschtreffen für Nachhaltigkeitsinitiativen in Freiburg. Alle Menschen sind herzlich eingeladen, die sich dafür engagieren, die Ziele Umwelt, Soziales und Wirtschaft unter einen Hut gebracht werden können – global und für künftige Generationen. Dadurch sollen Synergien geschaffen, Kooperationen erleichtert und Konkurrenz vermieden werden.
Das Treffen wird in Zusammenarbeit von Haus des Engagements, Treffpunkt Freiburg, Eine Welt Forum Freiburg und der Initiative Nachhaltigkeitsbüro Uni Freiburg organisiert.
Ablauf:
1. Input/Vortrag;
2. Diskussion / Break-out-Sessions; die Sessions können sich mit dem Vortrag
beschäftigen, ein anderes Thema ist durchaus auch erwünscht und möglich 3. Abschluss
Themen:
Wünsche oder Vorschläge kommen von den Teilnehmenden. Es gibt einen Themen- bzw. Ideenspeicher
Je nach Möglichkeit findet 4Netzen online oder vor Ort statt.
Vorstellung des Referenten:
Prof. Dr. Georg Müller-Christ, Universität Bremen
Herr Prof. Dr. Müller-Christ ist Professor für Nachhaltiges Management an der Universität Bremen. Sein Fachgebiet ist die „Verwendung moderner Theorien und Tools wie Spiral Dynamics, Theorie U oder Systemaufstellungen, um die Anschlussfähigkeit von Nachhaltigkeit an vorherrschendes Entscheidungsverhalten von Unternehmen und Personen verstehen und erklären zu können.“ (Quelle Homepage der Universität Bremen Stand 17.02.2022)
1. Vortrag
Thema: Für eine gelingende Kommunikation über Nachhaltigkeit muss diese anschlussfähig an die jeweiligen Menschen sein. Wie ein Mensch sich zum Thema „Nachhaltigkeit“ verhält, – also z.B. offen ist für eine Verhaltensänderung – ist demnach davon abhängig, ob das Argument, das ihm entgegengebracht wird, seiner eigenen Logik, Wertesystem oder Motivation entspricht.
Die Theorie der SpiralDynamic (SD) liefert ein Erklärungsmodell, nach dem Menschen im Treffen ihrer Entscheidungen und in der Wahl ihrer Problemlösungsstrategien abhängig davon sind, in welcher Situation sie sich befinden. Diese unterschiedlichen Situationen beschreibt die Theorie des SD als Stufenmodell und baut unter anderem auf C. W. Graves auf, die von unterschiedlichen Persönlichkeitstypen ausgeht. Unterschiedlichkeit zwischen Menschen bestehen danach darin, wie sich diese der Umwelt zuwenden. Je komplexer die Situation bzw. Stufe ist, in der sich eine Person oder Gruppe befindet, desto ausdifferenzierter sind die Problemlösungsstrategien.
Um eine Wertung der unterschiedlichen Stufen zu vermeiden, wird diesen eine Farbe zugeordnet. Die Theorie de SD geht von 9 Stufen aus. Prof. Müller-Christ erläutert diese anhand von Folien, (siehe Präsentation)
z. B.
„Savanne“ – grau – Archaische Stufe – Zentrales Thema: Überleben
„Schmuck der Häuptlinge“ – Purpur – Magisch –animistische –Stufe – Besänftigen der Ahnengeister
Usw.
Als besondere und aktuelle Herausforderung beschreibt Prof. Müller-Christ den Paradigmenwechsel von „Glühender Stahl“(orange) zu „Sonnenenergie“ (gelb), da sich hier widersprüchliche Themen bzw. Leitmotive gegenüberstehen. Auf der einen Seite: Erklärbarkeit von Regeln, Rationalität, Orientierung an Naturwissenschaften, Individualität und Wettbewerb mit der generellen Frage „Warum soll ich Rücksicht nehmen?“ und auf der Gegenseite: die Einforderung von Rücksicht in der Annahme, alle Meiningen sind gleich richtig (multiperspektivisches Einbeziehen aller Stufen)
Somit muss der Wunsch nach mehr „Nachhaltigkeit“ auch anders begründet werden: Was bringt mir Nachhaltigkeit vs. was bringt sie uns. Auch die Art der Durchsetzung unterscheidet sich: durch die Einführung wissenschaftlich begründbare Regen vs. über das Paradigma win-win.
Zentrale Annahmen der SD sind darüber hinaus, dass
- – alle Gesellschaften und Individuen durch Teile dieser Phasen gehen
- – Unterschiede normal sind
- – wir uns aus einer Farbe hinaus bewegen, wenn wir merken, dass unsere Lösungsstrategie nicht mehr funktioniert
– wir lebenslang lernen
2. Diskussion und Break-out-Sessions
Zu folgenden Themen wurden Break-Out-Sessions eingerichtet.
- Politik und Nachhaltigkeit
- Bildung und Nachhaltigkeit
- Nachhaltigkeitskommunikation
Abschluss
Gegen Ende kam die Frage an den Referenten auf: „Wie kann es gut weitergehen, wenn nur eine kleine Bevölkerungsgruppe von Menschen in der „grünen Phase“ sind?“ Der Referent antwortete daraufhin. „Eine critical mass braucht nur 8-9% um eine Sogwirkung zu erzielen.“ Demnach kann auch eine kleine Gruppe, die ihr Verhalten/Lebensweise verändert, andere motivieren und mitnehmen, über ihr eigenes Verhalten/Lebensweise nachzudenken.
Dank an Referenten!