Diesen Monat stellen wir euch freiburg.social vor. Ein Verein der sich zum Ziel gesetzt hat, Medien und die Nutzung digitaler Kanäle datenschutzgerecht und verantwortlich bereitzustellen und aufzuklären.
Was die Ehrenamtlichen alles leisten und welche Themen und Projekte sie angehen und umsetzen, lest ihr hier.
freiburg.social – ein Interview
1 Liebe Mitglieder*innen von freiburg.social stellt euch gerne kurz vor: Wer seid ihr als Team und was macht euren Verein aus?
Wir sind ein bunter Haufen digitalaffiner Menschen aus Freiburg und Umgebung. Unsere Mitglieder kommen aus sehr unterschiedlichen beruflichen und gesellschaftlichen Richtungen. Viele sind zudem in anderen Bereichen ehrenamtlich tätig. Gemeinsam decken wir ein breites Spektrum ab, da ist von Datenschutz und Softwareentwicklung bis Kulturwissenschaft und Philosophie (fast) alles dabei! Uns alle eint der Wunsch, das digitale Miteinander aktiv zu gestalten und frei zugänglich zu machen, ohne dafür mit den eigenen Daten zahlen zu müssen.
2 Was sind eure Kernthemen, an denen ihr arbeitet und für die ihr euch einsetzt?
Unser Ziel lässt sich grob zusammenfassen:
Nachhaltige digitale Kommunikation bereitstellen und vielfältig fördern. Dabei geht es uns ganz bewusst um sichere und datenschutzfreundliche Alternativen zu etablierten Anbietern.
Alle User:innen sollten die Möglichkeit haben, selbst über die Verwendung ihrer Daten bestimmen zu können.
Wichtige Bausteine sind dabei Dienste, die miteinander verbunden sind und Daten (soweit gewünscht) miteinander austauschen statt diese zentral zu speichern. Wir sprechen dann von „dezentralen“ Lösungen. Aktuell betreiben wir ein Mastodon-Instanz (Mikroblogging) sowie einen Matrix-Server (Chat). Dabei handelt es sich jeweils um freie Software, die von vielen Freiwilligen gemeinsam entwickelt wird – auch das ist uns wichtig.
3 Was ist euer aktuellstes Projekt und um was geht es?
Aktuell arbeiten wir daran, unsere bestehenden Dienste in der Region zu verankern und bekannter zu machen. Dafür vernetzen wir uns mit anderen Initiativen und Ehrenamtlichen, gehen auf Akteur:innen des öffentlichen Lebens zu und kommen so ins Gespräch – vielen ist ja gar nicht klar, dass es Alternativen zu Facebook und Co. überhaupt gibt.
Unter Behörden und öffentlichen Stellen in Freiburg und Baden-Württemberg gibt es erfreulicherweise seit längerem eine große Offenheit, etwa Mastodon statt Twitter zu verwenden; im Bereich der privaten Nutzung erleben wir, nicht zuletzt dank Herrn Musk, eine deutliche Zunahme privater User:innen im sogenannten „Fediverse“. Ob die sich dann auf unserer oder einer anderen Instanz austoben, ist uns völlig egal – weil es genau um diese Wahlmöglichkeiten geht, um Freiheit im Netz.
4 Was möchtet ihr mit eurem Engagement/eurer Arbeit unbedingt erreichen?
Unser Engagement zielt darauf ab, ein Bewusstsein für „Digitales“ zu schaffen, denn daran schließen sich viele Fragen an, auf die wir erst noch Antworten finden müssen, etwa: was bedeutet „Souveränität“ im Internet? Für eine vernünftige Antwort darauf müssen wir ja wissen, wie die aktuelle Situation aussieht, um eine gemeinsame Zielvorstellung zu entwickeln, wohin die Reise gehen soll. Dafür braucht es leicht verfügbare und verständliche Informationen genauso wie Möglichkeiten, alternative Konzepte einfach mal auszuprobieren.
Dabei ist uns ganz wichtig, gerade auch „vor Ort“ ansprechbar zu sein. Neben der technischen Seite geht es bei der Sicherheit von Daten ja auch um Vertrauen – unser zweiwöchentliches Plenum findet zum Beispiel öffentlich (während Corona natürlich online) statt. Da sind alle willkommen, mal reinzuschauen, uns kennenzulernen und natürlich auch Fragen zu stellen – und wenn was hakt, sind wir da und helfen.
5 Seid ihr mit anderen sozialen/gemeinschaftlichen Vereinen in Freiburg vernetzt?
Enger Kontakt besteht aktuell mit dem „Treffpunkt Freiburg“, den „Stadtwandlern“ und dem „Haus des Engagements“. Daneben gibt es einen regen Austausch mit weiteren ehrenamtlichen Akteur:innen des Freiburger Stadtlebens und auch darüber hinaus. Mittlerweile kommen auch Leute „von außen“ auf uns zu und haben Lust, gemeinsam Projekte anzuschieben, das freut uns natürlich besonders.
6 Wie kann man euch unterstützen?
Einfach mal im Plenum vorbeischauen, da finden wir bestimmt das Richtige! Neben redaktioneller Arbeit wie dem Verfassen von Beiträgen für unsere Webseite, diversen Anleitungen sowie der Dokumentation unserer Dienste wäre es eine große Hilfe, noch stärker in den Bereich PR reinzugehen: von Kontaktaufnahme und Vernetzung mit anderen über die Planung von Infoveranstaltungen bis hin zu einer Art „Marktstand“ ist alles denkbar und gemeinsam auch machbar!
7 Was wünscht ihr euch für die Zukunft bezüglich eurer Philosophie?
Da unsere Dienste zurzeit auf einem Drittanbieter laufen, wäre ein Umzug auf eigene Hardware hier vor Ort, also „lokal“, natürlich klasse. Es gibt auch bereits einige Beispiele anderer Projekte, wie so etwas mit vertretbarem Aufwand aussehen kann. Eine freie digitale Gesellschaft braucht freie Software; es wäre ein toller Anfang, wenn wir eine breite Öffentlichkeit befähigen helfen, gemeinsam über diesen Satz nachzudenken. Wir wollen einen kleinen Beitrag dazu leisten, Digitalisierung gemeinsam zu gestalten – dafür braucht es eine gewisse Sichtbarkeit bzw „Reichweite“. Wenn wir Menschen dazu bringen wollen, von WhatsApp auf Matrix umzusteigen, müssen wir den Leuten nicht nur klarmachen, warum das eine gute Idee ist, sondern gleichzeitig Hürden abbauen. Einfach mal anmelden und loslegen! Wir wollen kein Geld verdienen, sondern digitales Miteinander gestalten.
Ihr wollt freiburg.social kontaktieren?
Webseite: https://wir.freiburg.social/
E-Mail: wir@freiburg.social
Matrix: @wir:freiburg.social
Mastodon: @wir@freiburg.social