CoWorker im Fokus – Fair IT yourself e.V.

Alle zwei Monate möchten wir euch eine unserer Coworker*innen persönlich vorstellen. Diesmal: Fair IT yourself, ein Verein, der gegründet wurde, um die Idee der fairen IT weiter zu verbreiten und das faire Produktangebot zu erweitern.

Fair IT yourself e.V. – ein Interview

02.2020 gegründet

Ein Team von zwei: Lena & Rainer

2 Jahre finanzielle Unterstützung vom Umweltbundesamt

Was macht Fair IT yourself?

Wir machen Bildungsarbeit im Bereich Elektronik, z.B. für Schulklassen ab der 5. Klasse, durch Fortbildungen für Lehrer*innen in einem Bildungsinstitut, das Umschulungen für Erwachsene anbietet, auf Kongressen und Beschaffungskonferenzen und auf Spielemessen.

https://fair-it-yourself.de/wp-content/uploads/2021/07/ChristinaStohn_FairIT_49-scaled.jpg
Lena Becker beim Löten
https://fair-it-yourself.de/wp-content/uploads/2021/07/ChristinaStohn_FairIT_32-scaled.jpg
Rainer Knorr beim Reparieren

Fotos: Christina Stohn

Was genau macht ihr in den Schulen?

Den Schulklassen vermitteln wir den Umgang mit Elektronik und vor allem, was sich hinter der Lieferkette verbirgt. Nämlich, dass in der kompletten Lieferkette vom Rohstoffabbau über die Produktion bis hin zu der Entsorgung Menschenrechtsverletzungen und Ausbeutungen auf allen Ebenen stattfinden. Zum Schluss vermitteln wir den Klassen noch Handlungsalternativen, um das eigene Konsumverhalten zu verändern. Wir wollen den Schüler*innen klar machen, dass wir andere Leute ausbeuten, indem wir ständig neue Geräte kaufen.

Wir haben auch viele Materialen, wie z.B. für die jeweilige Altersgruppen angepasste Planspiele, die wir Lehrer*innen auf Fortbildungen zusammen mit Hintergrundinfos in die Hand geben können.

In der 5. Klasse kommen Jugendliche langsam in das Alter, in dem sie Elektronik konsumieren. Wir wollen sie darauf vorbereiten und machen mit ihnen z.B. praktische Löt-Workshops, um sie zu animieren, Sachen zu reparieren. Auch, dass man vor dem Kauf schon drauf achten sollte, ob Sachen repariert werden könnten.

„Einfach das Smartphone statt anderthalb auch mal drei Jahre benutzen, dann ist schon viel getan! Oder wenn was kaputt ist, überlegen, kann ich es reparieren? Und wenn nicht: richtig entsorgen.“

Auf einem hellen Untergrund liegen alle Werkzeuge und Bauteile, die für den Bau der fairen Maus benötigt werden, sorgfältig angeordnet.
Foto: Christina Stohn

Wie ist deren Reaktion?

Kinder sind dem Thema gegenüber total aufgeschlossen. Tatsächlich sind sie durch YouTube und Kinderfernsehen schon ganz schön gut informiert und wissen zum Beispiel, dass Kinder in den Minen arbeiten. Außerdem ist Recyceln schon Thema in der Schule und sie haben vielleicht schon mal einen Wertstoffhof besucht. Ein Gerät aufzumachen und von innen zu sehen, macht ihnen richtig Spaß. Wir passen immer auf, dass es nicht zu theoretisch wird.

Was können wir tun…

…in de
r Schule, bei der Arbeit?

Handysammelkiste, um alte Handys (auch von Geschwistern und Eltern) zu entsorgen. Wenn sie im Hausmüll landen oder zuhause in der Schublade liegen, bringen die Rohstoffe nichts!

…in Schulen, Unis, Unternehmen, Institutionen…?

Achtet bei großen IT-Bestellungen darauf, was man besser machen kann, z.B. indem man in der TCO Certified Datenbank nachschaut.

 …beim Kauf?

Achtet darauf, ob ein Gerät repariert werden kann.

Gibt es wirklich schon faire IT-Produkte?

Nein. Nicht wie bei Klamotten oder Essen. Es gibt bessere und schlechtere, aber es gibt kein faires Elektronikprodukt. Die Situation in den Minen auf der Rohstoffebene ist überall fatal. Und die Rohstoffe werden über Börsen gehandelt, wodurch nachher nicht mehr nachvollziehbar ist, wo der Rohstoff her kommt. Es gibt jetzt langsam einen Prozess hin zu zertifizierten Minen und das neue Lieferkettengesetz verbessert hoffentlich die Situation.


Das Ziel ist: Wenn du ein Elektronikgerät kaufst, z.B. einen Drucker, du die Wahl hast: a) Kaufst du einen konventionellen Drucker oder b) zahlst du bisschen mehr, wie z.B. bei Bio Bananen, und kaufst du dafür ein faires Produkt.

Das Ziel ist auch über die Bildung die Nachfrage zu steigern. Wenn es keine Nachfrage gibt, warum sollten die Hersteller faire Produkte anbieten? Aber wenn immer mehr Konsument*innen nach fairen Produkten fragen, wird es sie auch geben. Ich hoffe, schon in ein paar Jahren.

Bis dann ist es schon mal ein guter Schritt, Geräte länger zu benutzen und z.B. den Akku erstmal auszutauschen, bevor du ein neues kaufst. Man kann in ein Reparatur-Café gehen und es umsonst machen lassen, aber auch du kannst jeden Akku wechseln!

Und was ist euer Hauptziel bei Fair IT?

Wir wollen jeden Einzelnen animieren, selbst aktiv zu werden. Wie auch immer – z.B. sich zu engagieren, etwas selber reparieren, was zu hinterfragen, was zu ändern, etc.

Arbeitet ihr mit Ehrenamtlichen?

Wenn jemand Interesse hat, sind wir immer bereit darüber zu sprechen!


Hot Tip:

www.ifixit.com

Hier findest du jede Anleitung, um dein Gerät selber zu reparieren!

Was wünscht ihr euch für das kommende Jahr?

Eigentlich geht dieses Projekt (die Förderung) nur bis Ende Februar, aber wir bemühen uns schon um ein Folgeprojekt. Bis dahin wollen wir auf alle Fälle weiterhin unsere Workshops anbieten. Wir haben auch noch ein Fabrikbesuch geplant und wollen das für Interessierte auch mit ein bisschen Vor- und Nacharbeit anbieten. Also einen Input-Teil haben, dann gehen wir gemeinsam in die Fabrik und schauen uns an, wie es hier produziert in Deutschland wird. Dann gehen wir wieder in die Theorie und schauen uns an, wie es in anderen Ländern produziert wird. Die Fabrik ist in Dresden, da kann jeder mitmachen, der interessiert ist!

Bei Interesse an einem Fabrikbesuch in Dresden, gerne melden unter: info@fairityourself.de

Außerdem sind wir sehr froh, dass nach den Sommerferien dieses Schuljahr super war. Wir konnten sehr viele Veranstaltungen durchführen, was letztes Jahr gar nicht möglich war. Und ich wünsche mir einfach, dass es so bleibt!

Kommentare sind geschlossen.