Im Vernetzungstreffen für Nachhaltigkeitsinitiativen „4netzen“ am Donnerstag, 4. Februar 2021 um 19 Uhr haben wir die Frage vom letzten Treffen aufgegriffen, „wie wir andere Menschen zum Thema Nachhaltigkeit kommunikativ wirksam erreichen können“. Mit dem Ziel, für die dringend zügige Umsetzung der Freiburger Nachhaltigkeitsziele (2030) möglichst viele Bürger*innen aus allen Gesellschaftsschichten und Lebensbereichen der Stadt Freiburg für ein schnelles Umdenken, für den neugierigen Einstieg ins Thema und für eine effektive Zusammenarbeit in lebensnahen Projekt-Initiativen zu motivieren und zu begeistern. Es soll über eine erfolgreiche Nachhaltigkeitskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit das solidarische Interesse und eine wachsende Sensibilität für unsere Natur und Umwelt gesteigert und alle Bürger*innen zum Mitmachen und begeisterndem Tun angeregt und eingeladen werden.
Ablauf
19.00 Begrüßung & Einführung
19:10 Impulsvorträge (Sebastian Backhaus & Peter Rinker vom Nachhaltigkeitsmanagement Freiburg)
20:00 Open Space
20:45 Abschlussrunde
21:00 Ende des Treffens
Anzahl Teilnehmende: 58
Online via Zoom
1. Wie erreichen wir andere Menschen?
Sebastian Backhaus, neuer Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeitsmanagement der Stadt Freiburg, hat bisher Nichtregierungsorganisationen und StartUp-Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeitskommunikation beraten. Er gibt Hinweise auf eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit und stellt gute Beispiele dafür vor.
Zweiter Impuls war die Vorstellung von Peter Rinker der Stabsstelle des Nachhaltigkeitsmanagements in Freiburg mit ihren Aufgaben (z.B. Nachhaltigkeitsziele, Monitoring, Nachhaltigkeitsberichterstattung, Verknüpfung Nachhaltigkeit mit Haushalt, AG Nachhaltigkeit, Kommunikation zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele etc.) und ihrem essentiellen Hinwirken auf die wirksame Einbindung von Nachhaltigkeit in mehr Entscheidungsprozesse.
Wie erreichen wir andere? Eine Beispielkampagne
Als erster Impuls zum Thema wurde von Sebastian Backhaus die Klimaschutzkampagne #ziek („Zusammen ist es Klimaschutz“, 2014) mit ihren kommunikativen Erfolgsfaktoren in der Öffentlichkeitsarbeit vorgestellt.
Wichtige Elemente waren unter anderem:
- die Aufbereitung solider wissenschaftlicher Hintergrundinformationen statt generellen Aussagen
- der Aufbau eines starken Netzwerks, und der Austausch zur Strategie mit Partnern, darunter auch NGOs und wissenschaftl. Institute – alle werden mitgenommen – früh ins Boot holen!
- der Einsatz neuer Technologien und innovativer Formate z.B. wurde viel mit Blogger*innen gearbeitet (Multiplikator*innen), Barcamps als gutes Vernetzungsformat eingesetzt, Trendthemen wie Urban Gardening aufgegriffen und haptische Erlebnisse in der Stadt geschaffen
- Humor ist ein gutes Mittel, um Menschen zu erreichen, auch bei ernstem Thema wie Klimaschutz, z.B. wurden Videospots auf Youtube und in Kinos ausgestrahlt, die relativ provokant waren, aber auch Aufmerksamkeit auf sich gelenkt haben
Was sind wichtige Erfolgsfaktoren?
- Thema & Timing: ist das Thema bereits auf der Agenda?
- Klare Botschaft: was will ich zentral erreichen?
- Commitment: bekennt sich die gesamte Organisation für diese Kampagne?
- Netzwerk: haben wir Partner, die uns unterstützen, auch wenn von anderer Seite Gegenwind kommt?
- Wertschätzung: wie können wir unterschiedliche Gruppen reinholen und ihnen eine Bühne geben?
- Zielgruppen und Kanäle: Kommunikationskanäle gut auswählen (z.B. Barcamp für Fachpublikum; Facebook für breite Öffentlichkeit). Presse: außergewöhnliche Presseevents auch im öffentlichen Raum.
- Technologie, Exklusivität: neue Möglichkeiten nutzen (mit Unterstützung der Tech-Community muss es auch nicht so teuer sein)
- Humor: ist ein Türöffner
Was macht die Stabsstelle Nachhaltigkeitsmanagement der Stadt Freiburg?
Das Nachhaltigkeitsmanagement ist mit 250 Stellenprozent relativ klein, hat aber viele Kontakte, ist in vielen AGs der Stadt involviert und durch ihre Kommunikation wirkungsvoll. Es plant nicht die Radwege oder Quartiersmanagement – sondern hat einen bereichsübergreifenden Blick, schaut dass Abstimmungen gut laufen und, dass Nachhaltigkeit in allen Entscheidungsprozessen Einfluss haben soll.
Fazit: der Mix aus vielen verschiedenen zielgruppenspezifisch ausgerichteten Kommunikationselementen macht die Wirksamkeit aus!
2. Open Space
Im Open Space konnte sich dann zu vier verschiedenen vorgeschlagenen Themen in den Gruppen ausgetauscht werden.
Nachhaltige Stadtentwicklung
- Städtischer Wald wird nicht bei Nachhaltigkeitszielen berücksichtigt (Nachträgliche Anmerkung: es wird berücksichtigt, siehe NH Ziel 3.1 – Erhalt des Waldbestandes und S. 56 im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht)
- gute Kommunikation zwischen Verwaltung und Menschen wichtig
- wie in Umweltausschuss? Über Fraktionen vorgeschlagen (sachkundige Bürger)
- Leitplanken für nachhaltiges Bauen vom Mietshäusersyndikat – wichtig auch zu beachten, was davor dort wuchs – Lesegarten in Kleineschholz, Bäume erhalten
Digitale Alternativen
Zwei Strömungen in der Debatte:
- Digitales und Nachhaltigkeit
- Digitale Alternativprojekte
- freiburg.social, Mastodon als etablierteste Alternative – „in Freiburg verwurzelt, aber mit der Welt vernetzt“. Freie Software ist uns wichtig, auch weil dann eine globale Community dann unterstützend dahintersteht.
- Sonate/ Freiburg hält zusammen, seit 5 Jahren im Aufbau, aber noch im Test
- Megafonfunktion/ Karte von morgen, Pilotprojekt mit der Werbekooperation „Fortbildungen für Gemeinschaftsgärten“
- Im WandelGarten ist Digitalisierung heißes Thema, unterschiedliche Meinungen und Widerstände gegen bestimmte Plattformen
Wie erreichen wir Menschen?
- Frage, wie der/die einfache Bürger*in auf der Straße mit einfacher Kommunikation erreicht werden kann, so dass er/sie tätig wird und Nachhaltigkeit in seinen/ihren Alltag selbstverständlich integriert und das „gut“ findet.
- Wie kann ich es schaffen, ohne aufdringlich zu sein oder missionarisch, Menschen in meinem Alltag zu erreichen. Wie kann ich mich mehr trauen, ins Gespräch zu kommen und Alltags-Nachhaltigkeitsthemen bei meinen Nachbarn, Arbeitskollegen einfach anzusprechen.
- Überlegung, wie man das Thema einfach zugänglich machen kann: z.B. mit gutem Beispiel vorangehen
- z.B. der interessante Film „Human“ macht das Leid dieser (Um-)Welt deutlich – entsprechend kann man gar nicht anders und fängt man aus Mitgefühl an, zu handeln, um etwas zu verändern
- besser noch ist, die Menschen über Freude, Spaß und Begeisterung zu gewinnen und eine gemeinsame schöne Vision zu haben, die motiviert
- Blick auf die positiven Motivationen nicht auf Panik/Angst mache.
- Nachhaltigkeitsziele, als positive Vision, gemeinschaftliche Ziele konkret und einfach zugänglich zu machen. Was will man, was braucht es? Welche Zielgruppen will man erreichen?
- Menschen erreicht man gut über Win-Win-Situationen und das Bedürfnis von Zugehörigkeit.
- Gute Idee ist zu schauen – Wo treiben sich die Leute rum, wo informieren sich die Leute und dann online oder offline hinzugehen.
- z.B. kann die Methode der nomadischen Erzählkunst Begeisterung auslösen und ein Gefühl vermitteln, um was es beim Thema Nachhaltigkeit geht
- Steckt in „Mit Spaß die Dinge machen, coole Aktionen machen und als gutes Vorbild voran gehen“ das größte Potenzial
- Vermitteln, dass es Spaß macht und einen Gewinn bringen kann, sich mit den Themen zu beschäftigen.
Nachhaltige Mobilität
Die Gruppe hat sich mit dem Aufbau eines Zentrums für die autofreie Verkehrswende beschäftigt.
Links
Terminhinweis: Bürokratieentlastung und Gemeinnützigkeit für Vereine und Initiativen am 10.02.2021