Einige Jahre kamen vermehrt Flüchtlinge und MigrantInnen zu uns. Die Reaktionen unserer MitbürgerInnen sind unterschiedlich, und Gespräche und Debatten darüber werden immer emotionaler. Wir wollen die Kluft in unserer Gesellschaft zu diesen Fragen überbrücken. Deshalb wenden wir uns an Herz und Verstand bei allen Beteiligten, möchten innehalten und die verschiedenen Aspekte mit etwas Abstand und in Ruhe betrachten.
Die Positionen: Ein großer Teil der BürgerInnen sieht in der Aufnahme der Asylsuchenden besonders die positiven Chancen. In der Hilfsbereitschaft, in der Begegnung mit anderen Kulturen, erleben sie die besten Werte unserer offenen und humanen Gesellschaft. Sie berufen sich dabei auf die Mitmenschlichkeit, auf das Grundrecht auf Asyl und auf die Flüchtlings-Konvention der UN. Andere MitbürgerInnen machen sich Sorgen, wie viele NeubürgerInnen unsere Gesellschaft verkraften kann. Sie sehen, mindestens teilweise, in deren Großfamilien wie auch in religiösen und politischen Gruppierungen patriarchale und autoritäre Verhaltensweisen, die gleichberechtigten und selbstbestimmten Einheimischen als rückschrittlich erscheinen. Sie sehen mühsam errungene Freiheitsgrade gefährdet. Ein weiterer Problembereich ist für viele hiesige ArbeitnehmerInnen, dass sie sich mit MigrantInnen in Konkurrenz um Arbeitsplätze, Mietwohnungen und staatliche Leistungen sehen.
Das Problem: Die Unterschiede der Positionen werden teils heftig ausgetragen. Menschen stecken sich teils gegenseitig in „Schubladen“ – Migrationsoptimisten werden so zu „naiven Gutmenschen“, Migrationsskeptiker zu „gewaltbereiten Rechtsextremen“. Diese Kommunikationsfalle bindet große Mengen Energie, die für eine Lösung des Problems dann fehlt.
Unser Vorschlag: Wir wollen einen Weg aus dieser Falle finden. Als InitiatorInnen der Aktion Brückenschlag rufen wir zum respektvollen Dialog auf. Wir wollen Menschen unterschiedlicher Positionen zusammenbringen, um auf Augenhöhe miteinander zu sprechen. Unser Motto: „Verstehen statt überzeugen“. Wir orientieren uns an der Gewaltfreien Kommunikation und arbeiten gemeinsam die hinter den Positionen stehenden Motive und Bedürfnisse heraus. Wir schaffen geschützte Räume, in denen Menschen erfahren, dass ihre Stimme gehört und respektiert wird. Durch einen geduldigen Annäherungsprozess kann ein tieferes gegenseitiges Verstehen erreicht werden. Im nächsten Schritt wird es allmählich möglich sein, gemeinsam Problemlösungen zu finden, die die Bedürfnisse aller befriedigen. Wenn dieser Ansatz Kreise zieht, kann im Verlauf einiger Jahre eine in breiten Teilen der Bevölkerung konsensfähige Flüchtlingspolitik entstehen.
Wo wir stehen: Noch ziemlich am Anfang. Wir haben unseren Ansatz in zwei informellen Gesprächsrunden mit Menschen ganz unterschiedlicher Meinungen erfolgreich erprobt. Wir möchten bis zum Frühjahr 2019 auch weiterhin nur informelle Gespräche führen, bevor wir an die allgemeine Öffentlichkeit treten. Was wir vorhaben:
- Schnuppertreffen: etwa monatliche zweistündige informelle Runden von ca. 12 Leuten, bei denen Interessierte im konkreten Dialog unseren Ansatz kennenlernen können.
- Vertiefungstreffen: etwa quartalsweise vierstündige Runden von 20-100 Leuten, die die Schnuppertreffen durchlaufen haben und gerne auf diese Weise weitermachen möchten.
Wie man mitmachen kann: Ihr möchtet dazu beitragen, daß die aufgeheizte Atmosphäre wieder konstruktiver wird, damit wir gemeinsam tragfähige Lösungen finden? Wir laden Interessierte herzlich dazu ein, mit uns Kontakt aufzunehmen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, bei unserem zukunftsweisenden Projekt mit anzupacken:
- Am Dialog teilnehmen: Wir suchen MigrationsoptimistInnen und MigrationsskeptikerInnen, die Lust haben, sich mit Menschen anderer Meinungen auf ein ernsthaftes, konstruktives Gespräch einzulassen – es darf aber auch gelacht werden 😉
- Moderieren: Wir suchen ModeratorInnen, die in ihrer Haltung unseren Ansatz verkörpern und ihn mit gutem Handwerkszeug leben können. Je nach dem Stand unseres Fundraisings wird das ehrenamtlich oder auf Honorarbasis sein. Neulinge sind ausdrücklich willkommen – wir bieten im Treffpunkt Freiburg Grundkurse in Moderation und Gewaltfreier Kommunikation an. Vertiefungsmöglichkeiten gibt es in unserer Übungsgruppe Moderation und auf andere Weise.
- Orga-Arbeit: es gibt viel zu tun – konzeptionelle Debatte, Leute, Termine und Räume finden, Aufbau und Abbau, ein bißchen Catering und einiges mehr. Wir suchen Leute, die sich dabei ehrenamtlich engagieren möchten. Alle Teammitglieder sind versichert, können die Fortbildungen des Treffpunkt Freiburg kostenlos besuchen und arbeiten in einem kreativen Team an einem schwerwiegenden gesellschaftlich Problem – mit einer echten Aussicht, einen Unterschied zu machen.
Regina Weiser, Psychoanalytikerin und Trauma-Therapeutin
Detlef Krohm, Pfarrer im Ruhestand und Pastoral-Psychologe
Interessiert? Meldet Euch beim Treffpunkt Freiburg: 0761/ 21 687-30; aktion_brueckenschlag@treffpunkt-freiburg.de
Hintergrund
Oktober 2018